Urban Gardening mit geflüchteten Menschen

Preisträger Zukunftspreis 2024

Zukunftspreis zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens (Integrationspreis)

Dieses Projekt im Studiengang Soziale Arbeit an der Technischen Hochschule Augsburg ist ein Teilprojekt des von der Diakonie Augsburg durchgeführten und vom europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds finanzierten Verbundprojekts „Bildung. Wege. Gestalten.“

Asyl, Klima und Nachhaltigkeit – im Rahmen des Projekt werden zentrale Themen unserer Zeit verbunden: die Teilhabe von geflüchteten Menschen und eine ökologisch nachhaltige Lebensweise. Geflüchtete Menschen befinden sich häufig in besonders prekären Lebenslagen und sind stark eingeschränkt in der freien Gestaltung ihres Lebens.

Seit dem Frühjahr 2023 gibt es ein Urban-Gardening-Projekt in einer Augsburger Wohneinrichtung für bis zu 230 geflüchtete Menschen. Dabei werden sozial-integrative und ökologische Ziele verbunden und damit die Lebensqualität der Bewohner und Bewohnerinnen verbessert. Der Garten wird als Ort für Bildung und Gesundheitsförderung verstanden, in welchem Geflüchtete, Studierende sowie Dozenten und Dozentinnen voneinander lernen können. Studierende lernen dort das Handlungsfeld der Arbeit mit geflüchteten Menschen kennen und eignen sich Kompetenzen für Urban Gardening als Methode in der Sozialen Arbeit an.

Im Garten, der als Labor für soziale und ökologische Nachhaltigkeit dient, darf experimentiert werden: mit der Gestaltung sozialer Interaktion und mit naturverträglichen, ressourcenschonenden Anbaumethoden und -techniken.

Die Themen, die im Garten bearbeitet werden, sind vielfältig: Es kann um Fragen rund um Gesundheit gehen, um zwischenmenschliche Konflikte, um Herausforderungen im Familienleben oder um den Umgang mit Vielfalt und unterschiedlichen Wertvorstellungen. Entscheidungen über die Bepflanzung und Anschaffungen für den Garten werden demokratisch getroffen, so dass Mitbestimmung eingeübt und erfahren werden kann. Erfahrungen zum Gemüseanbau mit geringem Ressourcenverbrauch – häufig Teil des Alltagswissens aus den Herkunftsländern der Geflüchteten – werden im Garten ausgetauscht und gesammelt. Symbol des reziproken Austauschs ist die „Lerninsel“, ein spezielles Arrangement von Pflanzcontainern. Dort präsentieren Lehrende, Studierende sowie Bewohner und Bewohnerinnen immer wieder in kleineren und größeren Inputs ihre Kenntnisse.

Der Garten wird zu einer gesunden Umgebung mit vielfältigem Potential. Von bewegungsreichen Aktivitäten an der frischen Luft profitiert die Gesundheit generell. Für Menschen mit Traumatisierungen verspricht das Gärtnern Linderung und Ablenkung vom Alltag. Aktivität im Garten stärkt die Gefühlsregulierung und kann das Selbstbild positiv beeinflussen.

Für die Bewohner und Bewohnerinnen stellt der Garten eine Möglichkeit dar, Lebensraum lokal selbstwirksam zu gestalten und so zur innerstädtischen ökologischen Nachhaltigkeit beizutragen. Alle Erfahrungen und Erkenntnisse, die über die Projektdauer gewonnen werden, sollen schließlich in eine Publikation einfließen, die soziale Einrichtungen in Augsburg mit Wohnanlagen und Gartengrundstücken beim Einstieg ins nachhaltige, biomasse- und diversitätsfördernde Urban Gardening unterstützen kann.

Begründung der Jury Zukunftspreis

Das großartige Projekt „Urban Gardening mit geflüchteten Menschen“ vereint Integration, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Soziales. Es bietet Menschen, die aus ihrem Land fliehen mussten – und nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels –, die Möglichkeit, sich in ihrer neuen Umgebung aktiv einzubringen, soziale Kontakte zu knüpfen und durch den Gartenbau eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Gleichzeitig ermöglicht es ihnen, ihr eigenes Wissen über Lebensmittelanbau und Natur zu erweitern, und somit eine Brücke zu ihren ursprünglichen Kulturen zu bauen.

In den urbanen Gärten entwickeln die Teilnehmenden ein Gefühl der Zugehörigkeit, da Geflüchtete – Erwachsene wie Kinder – und Studierende gemeinsam arbeiten und mit viel Freude ihre eigenen Produkte zusammen kochen und essen. Infolgedessen profitieren alle von der Vielfalt und den interkulturellen Begegnungen. Der gemeinsame Anbau von Lebensmitteln schafft eine nachhaltige Verbindung zur Natur und fördert ökologisches Bewusstsein.

Projekte dieser Art sind ein inspirierendes Beispiel dafür, wie lokale Gemeinschaften gestärkt und gleichzeitig globale Herausforderungen wie Integration und Umweltbewusstsein angegangen werden können. Sie fördern nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern tragen auch zur Gestaltung einer grüneren und gerechteren Stadt bei.

Ein herzlicher Dank geht an alle, die dieses bedeutende Projekt ermöglichen. Ihr Engagement bringt nicht nur Blumen und Gemüse, sondern vor allem Hoffnung und eine positive Zukunft für diese Menschen und auch für unsere Stadt.

Frédéric Zuccho, Mitglied im Integrationsbeirat

Themen: Asyl, Biodiversität, Garten, Integration, Migration, Natur, Umweltbildung, Zusammenleben