Stadtjugendring Modular Festival – Controlling der Nachhaltigkeitsstrategien anhand eines CO2-Rechners

Preisträger Zukunftspreis 2022

Das Modular Festival, veranstaltet vom Stadtjugendring Augsburg und gefördert von der Stadt Augsburg, findet seit 2019 mit rund 30.000 Gästen an drei Tagen auf dem Gaswerk-Gelände statt. Es zählt zu den größten Jugendkultur-Festivals Deutschlands.

Von den Veranstaltenden wird eine möglichst nachhaltige, jährlich umweltfreundlichere Umsetzung des Events angestrebt. Dafür konnten in der Vergangenheit immer wieder Projekte verwirklicht werden, so etwa ein mit dem Abfallwirtschaft- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg entwickeltes Müllkonzept. Dieses Jahr hat das Modular-Team einen CO2-Rechner für Veranstaltungen entwickelt, auf dessen Basis es seine Organisation und sein Handeln in den kommenden Jahren optimieren kann. Bei einer dafür nötigen bereichsübergreifenden Analyse des Festivals wurde das Team vom Umweltamt sowie dem Büro für Nachhaltigkeit der Stadt Augsburg mit deren Expertise unterstützt.

Der Rechner ermittelte für die diesjährige Veranstaltung des Festivals im Vorhinein einen CO2-Ausstoß von rund 362 Tonnen. Dies entspricht circa dem Jahresverbrauch von 31 Menschen in Deutschland. Um diesen Wert zu erreichen, wird etwa auf die Nutzung von Ökostrom, der zu 100% aus regionaler Wasserkraft stammt, gesetzt. So konnte der CO2-Ausstoß im Vergleich zu vorhergehenden Jahren um 19 Tonnen reduziert werden. Durch das bereits erwähnte Müllkonzept können jährlich elf Tonnen Restmüllaufkommen, folglich also drei Tonnen CO2 vermieden werden. Auch zur noch stärkeren Nutzung des ÖPNV-Angebots sollen Besuchende weiter angeregt werden. Dafür möchte das Modular-Team die Gültigkeit der Festivaltickets für die entsprechenden Tage auf den ÖPNV ausweiten. Weitere Kalkulationen mit dem entwickelten Bilanzierungstool konnten den größten Anteil des Gesamtausstoßes auf die Verpflegung zurückführen. Insgesamt ist dieser Bereich für 148 Tonnen CO2 verantwortlich. Würde etwa die Hälfte der Festivalbesuchenden zu einem vegetarischen oder veganen Gericht greifen, entfiele auf den Bereich der Speisen ein Anteil von nur noch 93 Tonnen. Würde komplett auf Fleisch verzichtet, wäre eine Reduktion auf 85 Tonnen möglich. Für weitere 15,5 Tonnen Co2 ist allein der Kaffeekonsum auf dem Festival verantwortlich.

Der CO2-Rechner ermöglicht es den Veranstaltenden, zu ermitteln und erkennbar zu machen, an welchen Stellen potenziell noch weitere Einsparungen vorgenommen werden könnten. Darüber hinaus soll das Bilanzierungstool der Stadt Augsburg für andere Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden, um auch bei diesen die Möglichkeiten für Einsparungen aufzuzeigen und einen Anstoß für eine nachhaltigere Gestaltung zu geben.

Das Modular Festival wurde für sein Bestreben, stetig an einer nachhaltigeren Ausrichtung zu feilen, bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. 2017 kam den freiwilligen Helfern des Festivals der Augsburger City Preis zu. Im darauffolgenden Jahr verlieh die Stadt Augsburg ihren Zukunftspreis an das Festival, im selben Jahr erhielt es außerdem den Bayerischen Popkulturpreis in der Kategorie Nachhaltigkeit.

Begründung der Jury Zukunftspreis

Alle Menschen feiern gerne. Anlässe und Gelegenheiten gibt es viele. Etwas ganz Besonderes bietet in diesem Zusammenhang der Stadtjugendring (SJR) Augsburg mit seinem dreitägigen Modular Festival an: rund 30.000 Jugendliche nehmen jedes Jahr daran teil.

Wo so viele Menschen zusammenkommen, bleibt die Umwelt womöglich auf der Strecke, könnte man meinen. Nicht so beim SJR: schon seit Jahren setzen die MacherInnen des Modular nachhaltige Konzepte um, z.B. bei der Energieversorgung, Gastronomie und Müllvermeidung. Auf dem bisher Erreichten ruhte sich der SJR jedoch nicht aus: heuer stellte man sich die Frage, mit welchem CO2-Ausstoß das Festival eigentlich zu Buche schlägt. Um der Frage auf den Grund zu gehen, entwickelte das Modular-Team einen eigenen CO2-Rechner. Akribisch wurden alle CO2-Quellen zusammengetragen und ihr jeweiliger Beitrag kategorisiert und aufsummiert. Übersichtlich und transparent konnten dann die verschiedenen Sektoren und ihr Anteil am gesamten CO2-Fußabdruck dargestellt werden.

Erst diese aufwändige Analyse ermöglicht, dass zukünftig die kleinen und großen Hebel zur Reduktion des CO2-Ausstoßes identifiziert und auch umgelegt werden. Der SJR leistet damit nicht nur einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz, sondern setzt auch ein Zeichen, das zur Nachahmung einlädt. Dafür hat das Festival-Team seine Ergebnisse im Internet veröffentlicht und sogar ein YouTube-Video dazu erstellt. So wurde der CO2-Rechner dann auch schon bei einer weiteren Großveranstaltung eingesetzt, nämlich bei der Kanu-WM in Augsburg. In einem nächsten Schritt will man nun die BesucherInnen des Modular-Festivals aktiv einbinden und überzeugen, zum Schutz des Klimas ihr Verhalten zu optimieren. So geht Klimaschutz!

Christian Pettinger, Stadtrat

Themen: CO2-Einsparung, erneuerbare Energien, Kultur, Kunst, Musik