Panik im Kopf – Demenz selbst erleben

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2021

Die Demenzpaten im KompetenzNetz Demenz sind ein Projekt der Bayerischen Demenzstrategie und setzen sich zusammen aus ehrenamtlich Mitarbeitenden. Fast immer sind diese auch selbst als Betreuende betroffen und haben dadurch ein profundes Wissen und viel Erfahrung. Dieses Wissen vermitteln sie an Angehörige, an Kinder und Jugendliche und an Menschen, die beruflich zunehmend mit an Demenz erkrankten Menschen zu tun haben.

Die Demenzpaten in Augsburg befassen sich mit der Frage: „Wie fühlt sich Demenz an?“, weil diese all jene Menschen betrifft, die an Demenz Erkrankte betreuen und pflegen. Dabei ist es wichtig, über die Gefühlslage, Ängste, Verwirrung und Vergesslichkeit Bescheid zu wissen, um darauf richtig und einfühlsam regieren zu können. Das Thema der Demenz gewinnt zunehmend in unserer Gesellschaft und auch in der Stadt Augsburg an Relevanz. Momentan leben - laut der Broschüre der Demenzpaten - bis zu 4.000 Menschen mit Demenzerkrankungen in Augsburg und diese Zahl nimmt zu. Demenz ist also eine Krankheit, welche einen Teil des öffentlichen Lebens darstellt und Verständnis im Umgang mit den Erkrankten erfordert.

Die Demenzpaten in Augsburg haben deshalb die Möglichkeiten der virtuellen Welt genutzt und zusammen mit einem professionellen Filmteam einen zwei Minuten langen Film für eine Virtual Reality Brille gedreht. Virtual Reality erzeugt eine künstliche dreidimensionale Realität, in die man sich mittels der Brille hineinversetzen und mitbewegen kann. Im Falle dieses Filmes gehört eine 360-Grad-Umgebung dazu, in der man sich frei umschauen kann. Im Film geht es um die Geburtstagsfeier eines alten Herrn, welcher an Demenz erkrankt ist und seinen 80. Geburtstag mit seiner Familie feiert. Die Gäste meinen es zwar gut, verunsichern und verängstigen den alten Herrn aber durch äußerst unsensibles Verhalten so sehr, dass er sich schließlich zurückzieht, Angst bekommt und nach seiner längst verstorbenen Frau ruft. Schlussendlich erkennt er nicht einmal mehr seinen Sohn. Durch die Brille sieht man die Situation aus der "Ich"-Perspektive, man befindet sich also in der Position des demenzerkrankten Mannes. Man erlebt selbst die Hektik und die Lautstärke und spürt die Überforderung des alten Herrn.

Demenz ist ein Thema, mit dem man als gesunder Mensch in der Regel nicht konfrontiert wird oder sich auseinandersetzen möchte. Und trotzdem werden sehr viele im Erwachsenenalter auf unterschiedliche Art davon betroffen sein.

Mit dieser Brille möchten die Augsburger Demenzpaten das Verständnis für demenzkranke Menschen fördern und für Sensibilität im Umgang damit werben. Durch die faszinierende Technik erhoffen sie sich deutlich mehr Interesse auf Messen, Infoständen und Workshops, zu denen die Brille und der Film mitgebracht werden könne. Langfristig werben die Demenzpaten um eine wertschätzende Kultur im Umgang mit den Erkrankten. Die Brille dient an dieser Stelle als verbindender Baustein.

Themen: Altern, Bildung, Demenz, Film, Generationen, Senioren