Wirtschaftsunternehmen: TRICLI – Dating App für medizinische Studien

Preisträger Zukunftspreis 2022

TRICLI ist eine App für Ärzte und Ärztinnen, die es ermöglicht, für krebskranke Menschen eine passende Medikamenten-Studie zu finden, die zum entscheidenden Vorteil bei der Behandlung einer lebensbedrohlichen Erkrankung werden kann.

TRICLI wurde gegründet von Ärzten des Uniklinikums Augsburg, um mehr Patienten und Patientinnen den Weg in eine Studie zu ermöglichen, denn obwohl 70% der an Krebs Erkrankten gerne an einer Studie teilnehmen würden, tun dies aktuell nur 5% laut Daten aus den USA. Gründe sind schlecht zugängliche Informationen zu den verschiedenen Studien, der komplexe Prüfprozess, ob ein Patient oder eine Patientin für eine Studie geeignet ist und die mangelnden zeitlichen Ressourcen der Ärztinnen und Ärzte.

Durch eine "Kitteltaschen"-App wollen wir das verbessern: Studiendaten werden strukturiert aufbereitet und benutzerfreundlich präsentiert, durch die Vorauswahl von "Top-Kriterien" wird in wenigen Augenblicken klar, ob ein Patient oder eine Patientin geeignet ist. In der App werden die einzelnen Studien mit den verantwortlichen Studienleitenden verknüpft, so dass ein Arzt oder eine Ärztin sofort den oder die Erkrankte an der richtigen Stelle melden kann. Durch diesen vereinfachten Meldeprozess soll die Zahl der potenziellen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erhöht werden.

Die kostenlos nutzbare TRICLI-App stellt eine innovative und aktuelle Studienübersicht zur Verfügung. TRICLI ist nicht nur für die Uniklinik konzipiert, sondern auch für die Ärzte und Ärztinnen in den Arztpraxen oder in den kleineren Krankenhäusern im Umland von Augsburg. Auch sie können TRICLI vollumfänglich nutzen, so dass medizinischer Fortschritt überall und für jeden verfügbar wird. Ein Prototyp befindet sich seit Januar 2022 im Einsatz in der Onkologie am Uniklinikum Augsburg. Im Verlauf des Jahres sollen dann weitere Abteilungen und Kliniken angeschlossen werden.

Die Geschäftsidee und das Gründungsteam überzeugte Ende des Jahres 2021 das Digital Zentrum Schwaben (DZ.S), welches TRICLI in das sechsmonatige NOW2NEXT-Accelerator-Programm aufnahm. Vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie erhielt TRICLI Anfang des Jahres 2022 den Förderbescheid über einen Förderhöchstbetrag in Höhe von 36.000 €. Anfang Mai 2022 erfolgte die Aufnahme ins Microsoft for Startups Founders Hub-Programm.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Jedes Jahr erkranken in Deutschland eine halbe Million Menschen an Krebs. Circa 230.000 Menschen pro Jahr sterben an den Folgen einer Krebserkrankung. Hinter den Herz-Kreislaufkrankheiten nimmt Krebs in der Rangfolge der Todesursachen den zweiten Platz ein. Krebs ist nicht gleich Krebs. Während Malignome oder Prostatakrebs immerhin mit Überlebensraten von über 90 Prozent einhergehen, stehen die Chancen für Menschen mit bösartigen Tumoren in der Lunge, Leber oder Bauchspeicheldrüse deutlich schlechter.

Nicht für jede Krebsart gibt es Medikamente, die zuverlässig wirken. Die Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden ist aufwändig und teuer. Die Pharmaindustrie gibt in der Regel mehrere hundert Millionen Euro aus, um ein neues Medikament zu entwickeln. Ein Großteil dieser Kosten entsteht durch die Zulassungsverfahren, die umfangreiche klinische Studien vorschreiben. Solche neuen Medikamente, die noch gar nicht am Markt erhältlich sind, sondern erst erprobt werden, stellen für Menschen, die schwer an Krebs erkrankt sind, oft die letzte Hoffnung dar, um ihre Krankheit zu besiegen oder den Krankheitsverlauf zumindest abzumildern.

Doch leider sind die Zugangsvoraussetzungen für solche Studien höchst komplex. Wie alt ist der Patient oder die Patientin? Welche Krebsart liegt vor? In welchem Stadium befindet sich die Krankheit? Welche Therapien wurden bereits angewendet?

Die Zuordnung von Krebskranken zur richtigen klinischen Studie gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Während die Studienabteilung eines Klinikums nicht alle in Frage kommenden Patienten im Blick behalten kann - zumal, wenn diese nicht im selben Haus behandelt werden -, haben behandelnde Ärzte und Ärztinnen kaum einen Überblick über sämtliche laufenden Studien für neue Krebsmedikamente.

Und genau hier setzt die TRICLI-App auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Die App bietet, nach Fachgebieten sortiert, eine Übersicht zu allen verfügbaren Studien und erlaubt es, die Teilnahmekriterien einzusehen. Somit wird die Zuordnung zur richtigen Studie quasi per Klick am Krankenbett möglich - durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin, die die Erkrankten und ihre Vorgeschichte am besten kennen. Die weitere Untersuchung und Anmeldung übernimmt dann die zuständige Studienabteilung.

Die TRICLI-App hat einen dreifachen Nutzen. Menschen, die schwer an Krebs erkrankt sind, kommen so schnell wie möglich an lebensrettende Medikamente. Für das behandelnde Personal in Krankenhäusern aber auch in Praxen wird die Suche der richtigen klinischen Studie erheblich vereinfacht. Und die Pharmaindustrie findet ausreichend Probanden, um wirksame Medikamente auf den Markt bringen zu können.

Die TRICLI-App ist aus Erfahrungen des medizinischen Personals an der Universitätsklinik Augsburg entstanden. Obwohl die hinter der App stehende TRICLI GmbH erst im Oktober 2021 gegründet wurde, hat sie bereits zahlreiche Fachleute überzeugt. Im Mai 2022 erfolgte die Aufnahme ins Microsoft-Programm Startup-Founders-Hub. Erst vor wenigen Wochen wurde TRICLI mit dem Sonderpreis der Medizin- und Gesundheitswirtschaft als Bestes Digital-Health-Startup ausgezeichnet.

Da wollen wir als Jury des Augsburger Zukunftspreises nicht hintanstehen. Die TRICLI-App erfüllt mehrere Kriterien der Augsburger Zukunftsleitlinien. Wir sind daher stolz, dass ein Game-Changer für medizinischen Fortschritt, der vielen Menschen Leid ersparen wird, aus unserer Stadt kommt. Ich gratuliere im Namen der Jury von ganzem Herzen und wünsche Ihnen und allen an Krebs erkrankten Menschen, dass die App möglichst weite Verbreitung findet.

Lars Vollmar, Stadtrat

Themen: Wirtschaft, Erforschen, Gesundheit