Wirtschaftsunternehmen: Bioland-Hof Förg mit Hofladen Alte Schäferei und Bio-Brauerei Rotes Pony

Preisträger Zukunftspreis 2022

Was passiert, wenn ein angehender Arzt, eine promovierende Historikerin, ein promovierender Finanz-Mathematiker, eine Masterandin der Umweltethik und ein angehender Redakteur zusammenkommen? Sie realisieren ökologische Kreislaufwirtschaft!

Seit 2018 arbeiten Katharina und Manuel Förg daran, die „Alte Schäferei“ in Bergheim aufleben zu lassen. Ihr Bioland-Hof Förg liegt im Süden Bergheims, dem ländlichsten Stadtteil Augsburgs am Rande der Westlichen Wälder und wird derzeit in dritter Generation nach streng-ökologischen Kriterien geführt. 2019 holten sie sich das Bio-Brauerei-Projekt „Rotes Pony“ von Jerome Geyer-Klingeberg und Christopher Detke auf den Hof. 2020 eröffnete erst die Brauerei, dann wurde die Landwirtschaft bio-zertifiziert und schließlich kam Stephanie Posch ins Team. Gemeinsam gründeten Katharina Förg und Stephanie Posch den Hofladen in der Alten Schäferei. Heute ist die Brauerei zwei Jahre, der Hofladen ein Jahr in Betrieb und derzeit leben knapp 300 Hühner auf dem Bioland Hof Förg. Die vormals verpachteten Flächen sind zurück in eigener Bewirtschaftung und bringen bald die erste biozertifizierte Ernte.

All das an einem Ort, der über 30 Jahre brach lag. Die speziellen Zweinutzungshühner der Förgs, darunter rund 40 Hühner der seltenen Rasse „Augsburger Huhn“, ernähren sich weitgehend von Bier-Treber. Biertreber ist das ausgelaugte Malz, das nach der Verarbeitung in der Brauerei übrigbleibt. Ein Großteil davon stammt aus der Region, denn inzwischen bauen vier Landwirtsfamilien im Öko-Bauer-Brauer-Bund der Ökomodellregion Augsburg Gerste für das Rote Pony an. Was die Hühner davon stofflich nicht verwerten, landet als Mist und damit Öko-Dung auf den Äckern. Dort wächst 2022 zum ersten Mal Getreide für die Brauerei. Das Getreide soll im Herbst in der eigenen kleinen Versuchsmälzerei für den Brauprozess vorbereitet werden und der Kreislauf beginnt von Neuem. Ein Pilotprojekt, das auch durch die Ökomodellregion Augsburg gefördert wird.

Genau solch ein Pilotprojekt ist die Hühner-Aufzucht des Bioland Hof Förg. Das „Augsburger Huhn“ ist die einzige Hühnerrasse, die je in Bayern gezüchtet wurde. Für kleine, ökologisch wirtschaftende Betriebe eignet sich das Huhn als sinnvolle Alternative zu reinen Mast- oder Lege-Züchtungen. Mit einer soliden Legeleistung setzt es eine ausreichende Menge Fleisch an und kann somit auch am Lebensende verwertet werden – als Suppenhuhn oder delikater Gockel. Die Förgs planen auch die Aufzucht der Hähne und beliefern neben der Sternegastronomie „Alte Liebe“ weitere Betriebe in der Region. Um die Vermarktung von Bier, Eiern und Hühnern kümmern sich Stephanie Posch und Katharina Förg im eigenen kleinen Hofladen. Neben den hofeigenen Produkten bieten sie ihren KundInnen bio-regionale Lebensmittel und Alltagsprodukte.

Auch die Professionalisierung und Digitalisierung des Hofladens ist ein von der Ökomodellregion Augsburg gefördertes Projekt. So sollen bald die Öffnungszeiten ausgeweitet und das Angebot ergänzt werden. Hof, Hofladen und Brauerei sind schon jetzt eine beliebte Anlaufstelle für den Wocheneinkauf und sichern die Nahversorgung mit Bio-Lebensmitteln.  

Begründung der Jury Zukunftspreis
1859 erbaut als Schäfflerwerkstatt, nach dem Krieg dann als Stall für über 200 Schafe genutzt. Die Alte Schäferei - der Biolandhof Förg im Süden Bergheims hat eine lange Geschichte. Erst Ende der 70er wurde die Viehhaltung aufgegeben, da der Strukturwandel in der Landwirtschaft immer größere Flächen, Maschinen und mehr Tiere erforderte, um ein Auskommen zu erwirtschaften. Bis Ende der 90er sorgten dann noch etwa 50 Hühner für Leben auf dem Hof - danach war erstmal Schluss.

Das hat sich geändert. Seit 2018 herrscht wieder Leben auf dem Hof: Katharina und Manuel Förg bewirtschaften ihn neben ihren Hauptberufen als Arzt und Historikerin. 2019 holten sie zunächst das Bio-Brauerei-Projekt “Rotes Pony” zu sich nach Bergheim. 2020 eröffnete die Brauerei, zugleich wurde die Landwirtschaft bio-zertifiziert. Seither hat sich viel verändert: Die verpachteten Flächen sind zurück in eigener Bewirtschaftung. Dazu kamen neue Bewohnerinnen: Rund 300 Zweinutzungshühner fanden auf dem Bio-Hof ein neues Zuhause in Freilandhaltung, darunter auch das selten gewordene Augsburger Huhn. Damit wird ein wertvoller Beitrag zum Erhalt seltener Nutztierarten und der genetischen Vielfalt geleistet.

Die Jury hat vor allem überzeugt, dass Katharina und Manuel Förg auf ihrem Bioland-Hof anschaulich zeigen, wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann: Biertreber, der nach der Verarbeitung in der Brauerei übrigbleibt, bekommen die Hühner. Was sie nicht verwerten, landet als Ökodünger auf den Äckern. Die Gerste für die Brauerei “Rotes Pony” bauen seit diesem Jahr ausschließlich Partner der Ökomodellregion an. Das Getreide wird in einer kleinen Versuchsmälzerei für den Brauprozess vorbereitet, in der Brauerei verarbeitet und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Alle Erzeugnisse dieser Bewirtschaftung gibt es im Hofladen der Alten Schäferei von Stephanie Posch direkt vor Ort in Bergheim. Die Alte Schäferei hat sich innerhalb kürzester Zeit zum Hotspot in Bergheim entwickelt. Kurze Wege, Bio und Regional – ein Konzept, das überzeugt – nicht nur die Jury, sondern auch die Kundinnen und Kunden. Ein tolles Projekt, das sicher noch die ein oder andere kreative Idee bringen wird, da bin ich mir sicher.

Peter Rauscher, Stadtrat

Themen: Wirtschaft, Biodiversität, Ernährung, Landwirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften, Tiere, unternehmerische Verantwortung