Meine Flucht – Fluchtgeschichten

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2025

Erinnern und Erzählen kann dazu beitragen, schmerzliche Erfahrungen und Verluste zu verarbeiten und daraus Energien und Perspektiven für die Zukunft zu gewinnen. Nachdem er als Dozent in Deutschkursen mit vielen spannenden „Fluchtgeschichten“ in Kontakt kam, gründete Wolfgang Kemmer das ehrenamtliche Projekt „Meine Flucht“. Sein Anliegen ist, Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland zu helfen.

Das Erzähl-Projekt hat keinen therapeutischen Anspruch, sondern möchte den Flüchtlingen Mut machen und dabei helfen, die Erlebnisse ihrer Flucht nach Deutschland und ihre Erfahrungen bei der Integration im fremden Land in schriftlicher Form zu schildern. Daher ist es Wolfgang Kemmer wichtig, dass die Geflüchteten auch über das Leben in ihrem Heimatland schreiben. Beim Erzählen der Geschichten steht er mit Rat und Tat zur Seite. Auf der Internetseite hilft außerdem ein Fragenkatalog bei der Erinnerungsarbeit und kann als Leitfaden durch die Erzählung führen. Auf Basis der Texte können die Geflüchteten im Austausch mit Schicksalsgenossen Zuspruch und Beistand finden und in der Öffentlichkeit Empathie wecken.

Die verfassten Texte werden fortlaufend und anonymisiert auf den Webseiten des Projekts veröffentlicht und bei Lesungen und Präsentationen vorgetragen. Damit soll das diffuse, mit vielen Vorurteilen behaftete Bild vom „Flüchtling“ korrigiert werden. Die Geschichten wollen die individuellen Schicksale und Gesichter der Menschen hinter den reinen Flüchtlingszahlen zeigen. Oftmals sieht die Gesellschaft nur die Zahlen, mit denen populistische Politiker Angst machen. Menschen, die tagelangen illegal im Sarg über mehrere Landesgrenzen geflüchtet sind, der Kulturschock bei den ersten Begegnungen mit der deutschen Bürokratie bis hin zur Eröffnung des eigenen Ladens oder dem erfolgreichen Hochschulabschluss in Deutschland werden spannend und gleichzeitig anrührend thematisiert. Dabei wollen die Geschichten aber nicht voyeuristisch unterhalten, sie sollen stattdessen Mut und Lust machen. Einerseits Mut, den schwierigen Weg in der neuen Heimat zu gehen, andererseits Lust, den Neuankömmlingen auf diesem Weg die Hand zu reichen und zu helfen.

Bisher fanden mit Unterstützung der ansässigen Organisation „Tür-an-Tür“, dem Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V., dem Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg und der VHS Augsburg schon eine Reihe von Lesungen und Diskussionen statt. Zuletzt organisierte Wolfgang Kemmer im Rahmen der Wochen gegen Rassismus eine Konzertlesung mit dem aus Syrien geflüchteten Pianisten Aeham Ahmad im Jazzclub Augsburg. Über die Musik sollten sich auch Menschen für die Thematik interessieren, die sich sonst eher wenig mit "Flucht und Migration" beschäftigen. Zukünftig sind auch Lesungen und Präsentationen an Schulen geplant. Außerdem will Wolfgang Kemmer viele der „Fluchtgeschichten“ in einem Buch zusammenfassen. Die Erlöse aus der Veröffentlichung des Buches sollen an Flüchtlingshilfe-Organisationen gespendet werden.

Themen: Asyl, Bildung, Integration, Kultur, Migration, Zusammenleben