Heilungsfördernde Innengestaltung der Kinderklinik Augsburg

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2018

Das Pilotprojekt „Heilungsfördernde Innengestaltung der Kinderklinik Augsburg“ wurde von 2015 bis 2018 durchgeführt. Es startete, als der 6.000qm-Neubau der Kinderklinik kurz vor dem Bezug stand und dabei das Fehlen jeglicher Innengestaltung auffiel. Die unterkühlte Ausstrahlung war sowohl für Kinderpatienten wie auch das Personal unzumutbar, das Gebäude selbst ein atmosphärischer Notfallpatient. Das gesamte Baubudget war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgebraucht. Durch die mutige Intervention zweier Ärzte, die sich mit dem Status quo nicht abfinden wollten, gelang es trotzdem noch, ohne einen Euro öffentlicher Gelder eine ganzheitliche Innengestaltung der Klinik zu initiieren – eine bürgerschaftliche Mikro-Revolution im Inneren des angekränkelten Organismus unseres Gesundheitswesens.

Die ‚Ressource Mensch‘ gehört zum Wertvollsten, was zu einer künftigen Gestaltung der Welt beitragen kann. Ausgerechnet in Krisensituationen, die Krankenhausaufenthalte ja immer bedeuten, bleibt der Mensch in seinen seelischen Aspekten meist auf der Strecke. Erst langsam wächst ein Bewusstsein, dass Heilräume auch in atmosphärischer Hinsicht menschlich auszustatten sind, um gesund zu machen. Das Projekt arbeitet genau an dieser Stelle einer zukunftsgerichteten Nachhaltigkeit des Menschlichen und Sozialen zu.

In Verbindung mit dem Förderverein ‚Mukis‘ wurde das nötige Budget rein aus Spenden generiert. Die meisten an der Ausführung Beteiligten verzichteten zudem auf einen Teil ihres üblichen Honorars, um das Projekt möglich zu machen. Sämtliche organisatorischen, rechtlichen und technischen Hürden wurden in einem kooperativen Prozess aller Beteiligten gemeistert. Gestalterische Aufgabe war, eine Umgebung von hoher ästhetischer Qualität zu schaffen, die zur Gesundung der Patienten wie auch zur Stressreduktion der im Haus Arbeitenden beiträgt. Das Konzept spricht also vom Kleinkind über Jugendliche bis zu Erwachsenen alle an.

Die Ästhetik der Kinder bestimmt die gesamte Innengestaltung ‚ihres‘ Krankenhauses: Von Kindern für Kinder. Originale Kinderzeichnungen sind Hauptelemente des Konzepts, neben baukastenartigen Wandelementen und Bodenformen. Für die kleinen Patienten sind Spiele in die Gestaltung eingebaut. Die praktische Realisierung erfolgte durch ein zehnköpfiges Team verschiedener Gewerke, in enger Abstimmung mit einem Gremium aus Ärzten, Facility Management und Stationsleitungen. Sämtliche Arbeiten mussten bei laufendem Klinikbetrieb ausgeführt werden – ein soziologisches Abenteuer.

Die Kinderpatienten waren von Anfang an begeistert, ihr Angst vor der Hürde Krankenhaus konnte spürbar gemildert werden. Auch von den Eltern kam viel wohlwollende Resonanz und das Klinikpersonal hat sich ebenfalls positiv über die deutlich verbesserte Arbeitsatmosphäre geäußert. Das erwärmte Ambiente des Hauses kommt täglich etwa 180 Patienten und mehreren Hundert Angestellten zugute. Mit der Gestaltung der Kinderklinik mit zukunftstauglicher Atmosphäre wurde deutschlandweit Neuland bereitet, so dass hoffentlich noch mehr Menschen ermutigt werden, solche Heilräume entstehen zu lassen. Das Projekt bekam im April 2018 den weltweit renommierten Designpreis ‚Red Dot Award‘ für herausragende Designqualität zuerkannt.

Die künstlerische Gesamtleitung hatte Juliane Stiegele. Sie ist Künstlerin, Hoch-schullehrerin und betreibt zusammen mit anderen die UTOPIA TOOLBOX (Kollektiv, Werkstatt, Freie Universität, Container, Buch, Netzwerk).

Themen: Kunst, Kinder, Kreativität, Gesundheit