Bio kann jeder lernen: Gesunde und nachhaltige Ernährung in der KiTa

Preisträger Zukunftspreis 2021

Die Kita Reischlestraße ist eine von 47 Kindertagesstätten in städtischer Trägerschaft und versorgt täglich 112 Kinder im Krippen-, Kindergarten- und Hortalter mit einem ausgewogenen Mittagessen und einer gesunden Brotzeit. Seit dem Jahr 2004 nehmen die städtischen Einrichtungen an der Informationskampagne „Bio kann jeder“ teil. Im Zuge der Arbeitsgruppe „BioStadtAugsburg“ unter der Leitung des Gesundheitsamtes kam einigen Kitas ein unterstützendes Biocoaching zuteil, mit der Zielsetzung, innerhalb des vorhandenen Budgets möglichst viel Bio und Regionalität anbieten zu können. Insgesamt steigerte sich der Bioanteil durch die Maßnahmen von 10% im Jahre 2015 auf nunmehr 30% in 2020. Die Kita Reischlestraße erreichte mit ihrer Frischküche einen Anteil von 62% und ist damit Spitzenreiter der städtischen Institutionen. Den hohen Bioanteil erreicht die Einrichtung durch Kooperationspartner wie den Ökoring, die rollende Gemüsekiste, die Biobäckerei Schubert und weitere regionale Lieferanten.

Der bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung formuliert als zentrale Basis- und Orientierungskompetenz die Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln gegenüber anderen Menschen sowie für die Umwelt und unsere Natur. Hieraus entstand für die Kita Reischlestraße als Bildungs- und Erziehungsinstanz die Aufgabe, die Kinder für die Thematik Ressourcenverwertung und Umweltschutz zu sensibilisieren. Neben bereichsübergreifenden Projekten und Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit bringt die Frischküche als täglicher Erfahrungs- und Bildungsort den Kindern Saisonalität, Bioqualität und Regionalität nahe. Unter anderem nehmen die Kinder an der Speiseplangestaltung, der Produktauswahl sowie an der Nahrungszubereitung und -verarbeitung teil. Während der Mahlzeit liegt das Augenmerk auf dem möglichst bewussten Konsum, das Heranführen an neue und unbekannte Produkte, eine ausgewogene Ernährung nach den Vorgaben der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) sowie Abfallvermeidung und Weiterverwendung.

Ergänzend zur Bildungsarbeit in der Küche und im Bistro bietet der Obst-, Kräuter- und Gemüseanbau sowie ein Kompost im Garten die Möglichkeit, ein grundlegendes Verständnis von ökologischen Kreisläufen, der Herkunft unserer Nahrungsressourcen und einem natürlichen Zeitmaß innerhalb einer aktiven Mitgestaltung zu gewinnen. Ziel hierbei ist die Entwicklung einer Bereitschaft zu umweltgerechtem Handeln und letztlich das Schaffen einer umweltbewussten und wertschätzenden Haltung der zukünftigen Generationen.

Darüber hinaus nimmt die Kita Reischlestraße derzeit an „Kita im Aufbruch“ teil, einem Bildungsprojekt für nachhaltige Entwicklung des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern. In diesem Projekt liegt der Fokus auf dem Bereich der Biodiversität von Insekten und insbesondere Bienen. Hierunter fällt auch die Vernetzung mit den Erziehungsberechtigten, welche die Lebensmittel für die gesunde Brotzeit der Kita beschaffen. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Nachhaltigkeitsaspekt spielt das Projekt mit Zukunftsvisionen wie einem Kartoffel- und Gemüseacker und einem Hühnerstall im Außenbereich, um weitere dauerhafte und unmittelbar greifbare Umweltprojekte und Lernangebote zu schaffen. Das große Ziel liegt zusammenfassend darin, die Kinder in ihren Erfahrungen und Kompetenzen zu stärken, so dass der Begriff der Nachhaltigkeit in der Gegenwart und der Zukunft fest und vor allem positiv im Bewusstsein der Kinder verankert ist.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Kaum ein Lebens- und Konsumbereich hat einen so großen Einfluss auf die Gesundheit von Natur und Umwelt, aber auch auf unsere eigene, wie die Ernährung. Denn essen müssen wir schließlich jeden Tag. Egal ob Anbau von Obst und Gemüse oder die Erzeugung tierischer Produkte, für die Herstellung unserer Nahrungsmittel benötigen wir Fläche, Wasser und Energie. Und wir verursachen dabei Treibhausgase, Umweltverschmutzung und Müll. Biologisch erzeugte Lebensmittel bemühen sich um einen verantwortungsbewussten Umgang mit all diesen Ressourcen und Emissionen. Sie können daher nicht nur einen entscheidenden Beitrag zu einer intakten Umwelt leisten, sondern auch zu unserer eigenen Gesundheit und unserem Wohlbefinden. Regionalen und saisonalen Lebensmitteln, die nach biologischen Standards, ohne Pflanzengifte und Schädlingsbekämpfungsmittel erzeugt werden, kommt deshalb eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel, das Artensterben und den Verlust von Lebensräumen zu.

Mit viel Liebe und Engagement hat die Kita Reischlestraße im Rahmen des Projektes „Bio kann jeder lernen“ gezeigt, wie das Thema Nahrungsmittelproduktion schon an die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft herangetragen werden kann. Von der Auswahl der Nahrungsmittel, über verschiedene Zubereitungsprozesse, Informationen über Biodiversität und Kreislaufwirtschaft bis hin zum Anbau von Gemüse: Hier wird bereits in den frühesten Lebensjahren ökologische Ernährung gelebt und das nachhaltige Selbstverständnis und die Identität junger Menschen geprägt. So lernen Kinder von Beginn an, Verantwortung für unsere Mitwelt zu übernehmen, damit auch zukünftige Generationen ihr Leben auf einer sicheren Grundlage aufbauen können. Wir hoffen, dass viele weitere Einrichtungen diesem Beispiel folgen werden und verleihen deswegen einen der Augsburger Zukunftspreise 2021 an die Kita Reischlestraße.

Pia Wimmer, Nachhaltigkeitsbeirätin, BUND Naturschutz Ortsgruppe Augsburg

Themen: BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung, Biodiversität, Ernährung, Kinder, Kita, Jakobervorstadt