Cuschelcrew – Nähe als kultureller Wandel

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2025

Die Cuschelcrew (CC) ist eine Gruppe, die Berührung, Körperkontakt und Nähe als menschliches Grundbedürfnis anerkennt und alltägliche Erfahrungsräume dafür schafft. Seit der Gründung durch Jutta Geisenhofer im Jahr 2022 wirkt die Crew als Netzwerk für bewusste, konsensorientierte Verbindungen jenseits von klassischer Partnerschaft oder Sexualität. Der Begriff „Cuscheln“, eine Wortneuschöpfung aus „Kuscheln“ und „Consent“ (englisch für einvernehmlich), steht für eine neue Form körperlicher Nähe.

Bei Akzeptanz der Rahmenbedingungen können alle Menschen Mitglieder im Team der CC werden, unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft, Glauben oder Lebensrealität. So werden gesellschaftliche Integration und Inklusion gestärkt und Nähe zu anfangs Fremden neu gelernt. Durch Achtsamkeit, Langsamkeit und ein respektvolles Miteinander entstehen nachhaltige soziale Beziehungen, die bis in die gesamte Gesellschaft wirken.

Der Einstieg erfolgt über einen Basisworkshop, in dem die Teilnehmenden innerhalb eines klaren Rahmens neue Gewohnheiten im Umgang mit Berührung, Grenzen, Kommunikation und Konsens üben. Die vereinbarten Grundwerte schaffen ein gemeinsames Fundament, Vertrauen und bieten die Möglichkeit zur Vernetzung. Bisher haben circa 200 Menschen Empathie und Selbstwirksamkeit in den Kursen erlebt. Die anschließenden Kuscheltreffs, sogenannte Oxytocintankstellen, finden in geschützten Innenräumen oder draußen im Siebentischwald statt. Pädagogisch wirksam ist das Projekt durch seine erfahrungsorientierte Methodik: Lernen durch Erleben, Partizipation, Grenzen setzen und achtsame Kommunikation. Die Workshops schaffen dadurch Raum für Selbstreflexion und fördern emotionale Bildung, Körperbewusstsein und psychosoziale Gesundheit.

In den Dialog mit der Stadtgesellschaft kommt die Cuschelcrew bei Aktionen im öffentlichen Raum. Dort, wo sonst Konsum, Anonymität und Hektik dominieren, bietet die Crew Umarmungen, Kontakt und Menschlichkeit an. Cuscheln kann nämlich den Wunsch nach übermäßigem Konsum und medialer Ablenkung verringern. So wird Nachhaltigkeit unmittelbar spürbar. Seit 2022 findet, auf den Impuls von Stefan Kaindl, jährlich „Kuscheln statt Kaufen“ zum Black Friday und der „Weltknuddeltag“ auf dem Königsplatz statt. Dabei konnten die Freiwilligen tausenden Menschen Nähe schenken und die Stadt damit freundlicher und friedlicher gestalten. Die Sitzbank „Haltestelle für Nähe“ auf der Weihnachtsinsel 2025 lud dazu ein, andere zu halten und gehalten zu werden. Im Herbst 2025 besucht die Crew einen Naturcampingplatz unter dem Motto: „Verbundenheit – zu mir, zu dir, zur Natur“.

Die Vision der Cuschelcrew ist eine Kultur, in der Berührung selbstverständlich, freiwillig und für alle zugänglich wird – als Alltagskompetenz, nicht als Ausnahme. Eine kleine Utopie, die durch viele einzelne Begegnungen Realität wird.

Themen: Frieden, Gesundheit, Inklusion, Integration, Zusammenleben