Sterbekultur wieder in die Mitte der Gesellschaft

Preisträger Zukunftspreis 2015

„Es gibt Tage und Stunden im Leben, die jeder einmal durchstehen muss. Aber sich getragen wissen von Menschen, die wir erst kennengelernt haben, gibt unendlich viel Kraft.“ Oder: „Die Sterbebegleitung von Frau Conrad war mehr als selbstverständlich und hat mir sehr geholfen.“ Solche positiven Rückmeldungen erhält Ute Conrad für ihre Dienste um eine würdevolle Sterbekultur. Menschen beim Sterben begleiten und sie dabei nicht alleine zu lassen ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr üblich. In Zusammenarbeit mit Palliativärzten, Geistlichen und den Hospizen sollen Erleichterungen für die Betroffenen erreicht werden um die wichtige Zeit des Lebensendes so bewusst wie möglich erlebbar zu machen. Außerdem wurden, um weitere Krankenhausaufenthalte zu verhindern, entsprechende Ergänzungen in den Patientenverfügungen angefertigt und Notfallpläne erstellt, die bei Bedarf für rasche Erleichterung sorgen. Auch den Angehörigen macht Frau Conrad Mut und geht ein Stück des schweren Weges mit ihnen. Insbesondere ihr Kreuzritual hilft bei der Trauerarbeit. Dabei legt sie den Verstorbenen ein kleines Holzkreuz in die Hand, das die Zurückbleibenden nach dem Abschied mitnehmen können. Das Kreuz dient als Erinnerung an den verstorbenen Menschen. Einige der Angehörigen tragen das Holzkreuz Tag und Nacht bei sich, weil es für sie einen Kontakt zur verstorbenen Person darstellt und sie etwas zum Festhalten haben. Für Frau Conrad ist diese Arbeit mehr Berufung als Beruf. Es kommt durchaus vor, dass sie stundenlang auch alleine am Bett bei den Sterbenden ist. Gerne gibt sie ihr Wissen in Gesprächsrunden und an die Öffentlichkeit weiter, um das Sterben wieder mehr ins Blickfeld zu rücken und der Sterbekultur ihren wahren Stellenwert zu geben.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Die Würde des Menschen ist unantastbar, das gilt bis zum letzten Atemzug. Umso wichtiger ist es, der Sterbekultur wieder zu ihrem Stellenwert zu verhelfen. Vor allem Menschen in stationären Einrichtungen der Altenhilfe sind darauf angewiesen, dass in ihrem letzten Lebensabschnitt neben der Grundpflege und Tagesroutine auch qualifiziertes Personal und ausreichend Zeit für eine intensive Sterbebegleitung gewährleistet sind. Ute Conrad arbeitet seit vielen Jahren als ausgebildete Hospizhelferin im Christian-Dierig-Haus. Sie begleitet und betreut die Sterbenden in enger Zusammenarbeit mit Palliativärzten und Geistlichen auf eine Art und Weise, die den Betroffenen nicht nur ihr Leiden erträglicher macht, sondern sie diese wichtige Zeit des Abschiednehmens bewusst mit erleben lässt. Dazu gehört es auch – wenn möglich - ihre letzten Wünsche zu erfüllen sowie den Angehörigen Mut zu machen, ein Stück des schweren Weges mitzugehen. Symbole und Rituale unterstützen dabei die Trauerarbeit. Die Jury zeichnet Ute Conrads Einsatz um eine würdevolle Sterbebegleitung mit dem Nachhaltigkeitspreis in der Überzeugung aus, dass ihre Verdienste um die Sterbekultur zu einer größeren öffentlichen Beachtung dieses Tabu-Themas führen; denn Frau Conrad gibt ihr Wissen in Gesprächsrunden und bei öffentlichen Vorträgen weiter – mit dem Ziel, das Sterben wieder mehr ins Blickfeld zu rücken und der Kultur des Abschiednehmens ihren angemessenen Platz in unserer Gesellschaft zurück zu geben.

Themen: Hospizarbeit, Kultur, Pfersee