Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf dem Protestantischen Friedhof

Preisträger Zukunftspreis 2020

Der Protestantische Friedhof liegt mitten in Augsburg, wurde 1534 angelegt und beherbergt einige bekannte Personen der Augsburger Geschichte. Er darf sich als viert schönster Friedhof Deutschlands bezeichnen. Trotz der Innenstadtlage beherbergt er eine große Artenvielfalt: Ein Wildbienenvolk hat seine feste Bleibe in einer Linde, Vögel brüten und auch Eichhörnchen und Feldhasen sind zu sehen.

Seit August 2017 strebt die Friedhofsverwaltung mit Daniel Kettemer eine nachhaltige Gestaltung des Friedhofs an. Dabei werden verschiedene ökologische Themen angegangen mit dem Ziel, die Biodiversität zu sichern und weiter zu entwickeln.

Um für Insekten beziehungsweise Bienen eine sichere Futter- und Nektarquelle anzubieten, wurden etwa 2.000 blühende Stauden gepflanzt und etwa 4.000 Blumenzwiebeln eingesetzt. Nach dem Entfernen von vielen käferbefallenen Fichten auf dem Friedhof wurden inzwischen 60 Laubbäume angepflanzt. Eine Vielzahl von Insektenhotels und Bienenherbergen wurde angebracht. Die Brunnen sind mit Ausstiegshilfen für etwaig hineingestürzte Tiere ausgestattet und viele mit Vogelbecken ausgestattet.

Für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird voraussichtlich im Frühjahr 2021 eine etwa 300 Quadratmeter große Photovoltaikfläche mit einer Leistung von maximal 57.000 Watt installiert. Überzähliger Strom kann dann in das öffentliche Netz eingespeist werden. Daneben ist geplant, auch den Verbrauch von Trinkwasser zum Gießen zu verringern, indem Wassertanks für das Sammeln von Regenwasser installiert werden. 

Der Protestantische Friedhof in Augsburg möchte nicht nur ein Ort der Trauer sein, sondern auch als öffentlicher Raum für Erholung und soziale Begegnung offenstehen. Um die Verbundenheit mit der Region zu zeigen, werden Aufträge nach Möglichkeit an ortsansässige Firmen vergeben.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Um Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern, müssen in Städten alle Möglichkeiten für die Gestaltung artenfreundlicher Grünflächen genutzt werden. Geradezu vorbildhaft hat der Protestantische Friedhof Augsburg gezeigt, wie öffentlicher Raum für die Zukunft gestaltet werden kann.

Als ältester Friedhof Augsburgs blickt er auf eine fast 500-jährige Geschichte zurück. Berühmte Augsburgerinnen und Augsburger wie etwa die Welser, Elias Holl oder die Eltern von Berthold Brecht, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Doch zwischen den bis zu 300 Jahre alten Grabsteinen herrscht dank des Engagements der Friedhofsverwaltung emsiges Treiben: Zahlreiche Blühpflanzen, Insektenhotels und ein großer Baumbestand bieten Wildbienen, Vögeln, Eichhörnchen und Feldhasen ein Zuhause. So wurde aus einem Ort der Vergänglichkeit ein Ort des Lebens und der Zukunft.

Pia Winterholler, Nachhaltigkeitsbeirätin, Bund Naturschutz Augsburg

Themen: Biodiversität, Bienen, erneuerbare Energien, Natur