KERLE - Kontaktaufnahme ERLErnen

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2018

Die BRÜCKE e.V. Augsburg, 1985 gegründet, ist im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention tätig und führt Maßnahmen auf der Grundlage des Jugendgerichtsgesetzes und des Kinder- und Jugendhilfegesetzes durch.

KERLE ist ein Projekt zur Prävention von sexueller Belästigung, das sich an junge geflüchtete Männer im Alter von 16 bis 21 Jahren richtet. Es wird in Form von Workshops in Schulklassen oder Wohngruppen durchgeführt.

Hintergrund ist, dass es in jüngerer Zeit immer wieder zu Übergriffigkeiten seitens junger männlicher Geflüchteter im Augsburger Nachtleben kam, z.B. durch „antanzen“ von Mädchen in Clubs. Für einen Teil der jungen Männer scheint es schwer zu sein, ein Mädchen auf angemessene Weise anzusprechen und kennenzulernen. Unsicherheit im Umgang mit dem anderen Geschlecht prägt die Entwicklung eines jeden Jugendlichen. Junge Geflüchtete haben aber meist wenig Gelegenheit, über diese Fragen offen zu sprechen. Hinzu kommt, dass sie mit einer für sie fremden Kultur konfrontiert sind und lernen müssen, typische Verhaltensmuster zu dechiffrieren, da sie oft aus patriarchal geprägten Kulturen kommen. Häufig missverstehen sie Kleidungsstil, Körpersprache und Kommunikationsverhalten.

Im Workshop wird der Prozess der Kontaktaufnahme genau betrachtet. Die Teilnehmer erkunden solche Prozesse mit der Workshopleiterin und einem Co-Leiter in improvisierten szenischen Darstellungen. Die Teilnehmer sind somit eingeladen, selbst aktiv zu werden und ihre eigenen Ideen und Erfahrungen szenisch darzustellen. Aktiv erforscht werden kleine Schritte der Annäherung, wie z.B. Blickkontakt aufnehmen und wieder abbrechen, Anschauen versus Anstarren, Wahrnehmung von angemessener Nähe und Distanz. Auch werden die richtigen Worte gesucht, um jemanden anzusprechen.

Darüber hinaus wird in einer einfachen, verständlichen Form der rechtliche Hintergrund des neuen Sexualstrafrechts vermittelt, demzufolge sexuelle Belästigung ein Straftatbestand ist: Nein heißt Nein! Das Workshop-Team ist gemischtgeschlechtlich, mit verschiedenem Lebensalter und unterschiedlichem kulturellem Hintergrund.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Workshop bestätigen den Bedarf und zeigen auch, dass viele der jungen Männer unsicher sind und eigentlich alles richtigmachen wollen.

Themen: Integration, Jugend, Migration, Zusammenleben