Heroes - gegen Unterdrückung im Namen der Ehre
1. Preis 2012
Kategorie Agenda 21 / Nachhaltige Entwicklung
In einer Gesellschaft, in der verschiedene Kulturen zusammenleben, müssen besonders junge Männer mit Migrationshintergrund häufig sehr unterschiedlichen Erwartungen genügen. Traditionen und Vorstellungen der Herkunftsfamilie treffen auf Werte und Anforderungen der deutschen Gesellschaft. Die jungen Männer sind meist diejenigen, die traditionell die Ehrvorschriften der Familie durchsetzen müssen. Zugleich genießen sie als männliche Familienmitglieder Privilegien und haben am ehesten die Möglichkeit, Veränderungsprozesse anzustoßen.
HEROES richtet sich an männliche Jugendliche ab 16 Jahren, die aus sogenannten Ehrenkulturen stammen und in ihrer Community etwas bewegen wollen. Die jungen Männer setzen sich im Projekt insbesondere mit denThemen "Unterdrückung im Namen der Ehre", "Gleichberechtigung der Geschlechter" und "Vereinbarkeit von Wertvorstellungen" des Herkunftslandes und der Gesellschaft, in der sie leben, auseinander. Den Jugendlichen stehen zwei Gruppenleiter zur Seite, die ebenfalls einen Migrationshintergrund mit ähnlichem Erfahrungshorizont besitzen. In wöchentlichen Sitzungen werden sie zum "Hero" ausgebildet. Das Training dauert sechs bis neun Monate. Im Anschluss daran erhalten sie ein Abschlusszertifikat.
Im zweiten Schritt führen die jungen "Heroes" selbst Workshops durch, in denen sie als Multiplikatoren ihre neu gewonnenen Einstellungen an andere Jugendliche weitergeben. Hier beginnt dann die eigentliche Wirkung des Projekts. Die Workshops werden von zwei ausgebildeten "Heroes" in Schulen, Jugendzentren und anderen Einrichtungen durchgeführt. Einer der beiden Gruppenleiter ist immer als Ansprechpartner dabei, um offene Fragen zu klären oder bei Unklarheiten weiterzuhelfen. Das Ziel dabei ist, dass der Begriff der Ehre hinterfragt wird und dass Frauen und Mädchen als gleichberechtigt akzeptiert werden. Man soll eigene Wertvorstellungen entwickeln und öffentlich vertreten können. Ein weiteres Ziel ist, dass man die Stärke erlangt, um Grenzen, die die Ehrenkultur setzt, zu überwinden. Derzeit engagieren sich acht junge Männer ehrenamtlich im Projekt. Unter Anleitung der beiden Gruppenleiter setzten sie sich sehr leidenschaftlich mit der Thematik auseinander. Voraussichtlich ab dem neuen Schuljahr werden sie so weit sein, Workshops an Schulen durchzuführen.
Begründung der Jury Zukunftspreis
Die Jury fand es bemerkenswert, dass männliche Jugendliche aus sogenannten "Ehrenkulturen" sich mit Gleichberechtigung und Toleranz auseinandersetzen und diese Werte in ihre Kulturkreise weitertragen. Das Thema Unterdrückung im Namen der Ehre und die Gleichstellung zwischen Mann und Frau als Selbstverständlichkeit werden in Workshops an Schulen oder in Jugendklubs vermittelt. Obwohl dieses innovative Projekt der Brücke e. V. erst seit kurzer Zeit läuft, soll der erste Preis dem Verein den Rücken stärken, den Bekanntheitsgrad steigern und viele junge Männer dazu aktivieren, "Helden" zu werden.
Themen: Gleichberechtigung, Jugend, Integration
Ansprechpartner
Brücke e.V. Augsburg
Erwin Schletterer
Gesundbrunnenstr. 3
86152 Augsburg
Tel.: 0821 / 45540012
E-Mail: schletterer@bruecke-augsburg.de
http://www.heroes-augsburg.de/