App Integreat Augsburg

Preisträger Zukunftspreis 2020

Als im Jahr 2015 die Zahlen der Neuzugewanderten anstiegen, begannen ehrenamtliche Programmierer mit der Entwicklung der Integreat-App, um der Ausgrenzung von Geflüchteten entgegenzuwirken, die vor allem durch Informationsarmut entsteht. Die Integreat-App entstand in Zusammenarbeit der „Tür an Tür – Digitalfabrik gGmbH“ und der „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ der Augsburger Stadtverwaltung.

Für Menschen, die neu nach Augsburg kommen, sind jetzt alle wichtigen Informationen, Anlaufstellen, Behörden, Bildungsangebote und -zugänge über wenige (online und offline) Klicks abrufbar. Eine Orientierung ist dadurch einfacher und verbessert Teilhabe- und Zugangschancen. Auch bei eingeschränkten Sprachkenntnissen wird durch die App ein niederschwelliger Zugang zu allen Informationen über lokale Angebote geschaffen. Dadurch können Missverständnisse, Frustrationen und Hindernisse auf dem Weg zu einer gelungenen Integration aus dem Weg geräumt werden.

In Augsburg werden aktuell alle Informationen in 12 Sprachen angeboten. Damit ist Augsburg Vorreiter im bundesweiten Vergleich. Im Jahr 2019 registrierte die App über 30.000 Zugriffe. Für 2020/2021 ist eine Kampagne in Augsburger Straßenbahnen und Bussen geplant, um die App noch bekannter zu machen.

Viereinhalb Jahre nach dem Start hat diese Augsburger Projekt weite Kreise gezogen, denn 61 weitere Städte und Landkreise setzen Integreat mittlerweile nach dem Augsburger Vorbild ein. Da die Inhalte unter der Creativ Commons Lizenz zur Verfügung gestellt werden, können sie von anderen Kommunen nahezu uneingeschränkt genutzt werden. So werden wertvolle Ressourcen gespart. Die Zusammenarbeit der Kommunen untereinander ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts geworden.

Die App ermöglicht auch eine Rückmeldung der Nutzerinnen und Nutzer, so dass die Inhalte stetig und schnell verbessert und an die Bedürfnisse der Neuzugewanderten angepasst werden können.

Da beinahe jede und jeder ein Handy besitzt, kann weitestgehend auf Print-Materialien verzichtet werden, was einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz darstellt.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Das Jahr 2015 wird bei uns hoffentlich über lange Zeit im Gedächtnis bleiben und dass damit für viele die Situationen, Beweggründe und Themen der Geflüchteten plötzlich in unserer Mitte angekommen sind und nicht mehr in weiter Ferne waren. Eine große Welle der Hilfsbereitschaft und nie erwartetes Engagement, gerade auch von Ehrenamtlichen, setzte ein – und das oftmals mit großer Kreativität und bis heute anhaltend, obwohl dies oftmals nicht mehr so stark wahrgenommen wird.

Umso mehr gilt es den Blick zu richten auf eine der herausragenden Aktivitäten von „Tür an Tür e.V.“, der „Tür an Tür – Digitalfabrik gGmbH“ und der „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ der Augsburger Stadtverwaltung – die INTEGRATE-APP.

Während die Handys der Geflüchteten in unserer Gesellschaft immer wieder ein Kritikpunkt waren, so erkannte man hier sehr rasch, dass sich damit die besten Möglichkeiten bieten, um eine gute Integration zu ermöglichen. So sind bei dieser App wichtige Informationen nicht nur in deutscher Sprache, sondern – und das ist hier das Ausschlaggebende – auf allen Geräten funktionierend und in großer Mehrsprachigkeit mit 12 Sprachen ausgestattet.

Durch die einfache Verwaltung der App, den Schnittstellen zum Arbeitsmarkt, der Verknüpfung mit anderen Akteuren und der zielgruppengerichteten Kommunikation können Missverständnisse und Frustrationen auf dem Weg zu einer gelungenen Integration aus dem Weg geräumt werden. Die integrierte Rückmeldemöglichkeit garantiert zudem eine permanente Weiterentwicklung – und das alles Dank Ehrenamt.

Wie hilf- und segensreich Ehrenamt wirken kann, zeigen die weiten Kreise, die diese App seit ihrer Entwicklung genommen hat. 2019 registrierte die App über 30.000 Zugriffe und über 60 weitere Städte und Landkreise setzen Integreat nach dem Augsburger Vorbild ein.

Sabine Slawik, Stadträtin

Themen: Asyl, Integration, Migration, Medien, Teilhabe