Energiepolitische Forderungen und zukunftsfähige Gebäude - drei Papiere des Fachforums Energie

15.06.2021

Drei aktuelle Veröffentlichungen des Augsburger Fachforums Energie zeigen auf, worauf es bei der künftigen Energie- und Klimaschutzpolitik ankommt und dass die politischen Ziele technisch und wirtschaftlich plausibel erreicht werden können: • Energiepolitische Forderungen für den Wirtschaftsraum Augsburg • Positionspapier Zukunftsfähige Gebäude und Gebäudeenergiestandards • Monatsweise Aufschlüsselung von Stromerzeugung und Stromverbrauch als Grundlage einer effektiven und kosteneffizienten Energiepolitik

Hintergrund

Nach dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz vom 29.04.2021, aber auch schon mit dem Beschluss des „European Green Deal“ der Europäischen Union vom 11.12.2019 ist die Politik gefordert, nicht nur immer strengere Ziele zu formulieren, sondern vor allem Maßnahmen zu ergreifen, diese Ziele umzusetzen. Im Bereich von Städten liegt mit das größte Potenzial im Gebäudebereich.

Ziel: Energiebedarf minimieren und mit erneuerbaren Energien decken

Mit Scheinlösungen und Rechentricks, wie den realitätsfernen Primärenergiefaktoren, die maßgeblich auch die KfW-Standards für Gebäude einfließen, riskieren wir, heute die „Altlasten von morgen“ zu schaffen und die Klimaschutzziele zu verfehlen. Das Grundprinzip muss sein, den Energiebedarf der Gebäude so wirtschaftlich wie möglich zu minimieren und den Rest mit erneuerbaren Energien zu decken. Die Verschwendung fossiler Energie darf nicht einfach durch Verschwendung erneuerbarer Energie ersetzt werden.

Neubauten im Passivhausstandard

Angesichts sehr begrenzter nachhaltiger Energiequellen im Winter ist daher der einzige plausible Ansatz, Gebäudeneubauten ab sofort grundsätzlich im bewährten Passivhausstandard (1,5 l/m²a) zu errichten und Planer wie Handwerker zu qualifizieren, diesen kostenminimiert umzusetzen.

Mehr und tiefere Altbausanierung

Auch im Altbau muss es im Durchschnitt zu einer Sanierung zum 3-Liter Standard (3 l/m²a) kommen. Die Sanierungsquote und Sanierungstiefe in den Bestandsgebäuden muss deutlich erhöht werden. Aktuell liegt die Quote umfassender Sanierung bei ca. 0,5 % des Gebäudebestandes. Eine Erhöhung um den Faktor 5 (also 2,5% pro Jahr) führt immer noch zu einem Sanierungszeitraum von 40 Jahren (also bis nach 2050!).

Alle zu ergreifenden Maßnahmen müssen vom Ende des Ziels in 2050 gedacht werden. Der Einsatz der Finanzmittel muss hier vor der Durchführung auf seine Nachhaltigkeit hin überprüft werden.

Windkraft für die winterliche Stromlücke bei den erneuerbaren Energien

Eine aktuelle monatliche Aufschlüsselung von künftiger Stromerzeugung und Stromverbrauch in Bayern zeigt, dass das Hauptaugenmerk auf der gewaltigen winterlichen Stromlücke liegen muss. In den sonnenarmen Monaten Dezember und Januar beträgt der Anteil der Stromerzeugung aus der Photovoltaik nur ca. 3 % des Bedarfs. Die Lücke kann auch durch vielfachen PV-Ausbau nicht geschlossen werden. Windkraft hingegen produziert im Winter doppelt so viel Strom wie im Sommer und könnte, ebenso wie der Ausbau von Stromleitungen aus Norddeutschland und Speichertechnologien, entscheidend zur Verringerung der Winterstromlücke betragen. Der Betrieb teurer fossiler Reservekraftwerke in Bayern könnte damit entscheidend verringert werden.

Das Fachforum Energie

Das Fachforum Energie ist eines der Foren der Lokalen Agenda 21 - für ein zukunftsfähiges Augsburg. Es arbeitet seit Beginn des Prozesses 1996 und ehrenamtlich. Wir Mitglieder des Fachforums arbeiten ansonsten in technischen Berufen und in Behörden oder haben dort gearbeitet, engagieren uns in Umweltorganisationen oder energierelevanten Gremien. Wir versuchen seit vielen Jahren, auf die Energiepolitik der Stadt Augsburg Einfluss zu nehmen. Dazu führten wir u.a. Informationsveranstaltungen zum Neubau und zur Sanierung von Wohn- und Gewerbegebäuden durch. 2021 haben wir gemeinsam drei Grundlagenpapiere mit energiepolitischen Forderungen und zu zukunftsfähigen Gebäudeenergiestandards mit Adressat Stadt Augsburg erarbeitet, um sowohl die Ziele des Pariser Klimaabkommens mit der Begrenzung der Erderwärmung als auch die CO2-Freiheit unserer Energieversorgung zu erreichen.

Verfasser der drei Papiere sind Mitglieder des Fachforums Energie der Lokalen Agenda 21 in Augsburg - für ein zukunftsfähiges Augsburg: Dr.-Ing. Alois Betz, Dipl.-Ing. Dr. Josef Hochhuber, Dipl.-Ing. Sabine Pfister, Dr.-Ing. Nina Thiel, Dipl.-Phys. Werner Buchholz, Peter Lammeyer Mitglied Bund Naturschutz, Helmut Beyer, ehemaliger GF Ingenieurbüro für Haustechnik (i.R.)