Migrantenambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie für russisch sprechende Patienten

Teilnehmer Bewerbung Zukunftspreis 2008

Die Klinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Josefinum in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg leistet seit vielen Jahren Arbeit für psychisch erkrankte Kinder- und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Die langjährige Erfahrung zeigte, dass russischsprachige Patienten psychiatrisch-psychologische Hilfen bislang nur selten in Anspruch nahmen. Gleichzeitig war der Bedarf, eine Anlaufstelle für russischsprachige Kinder- und Jugendliche und ihren Eltern einzurichten, nicht zu übersehen. Die Ausreise nach Deutschland und die damit verbundenen Anpassungsprobleme bedeuten für viele Migranten eine hohe Belastung. Besonders Kinder und Jugendliche leiden unter enormem Druck, sich in einer für sie fremden Welt zurecht zu finden. Die Eltern wissen oft nicht, wen sie um Rat bitten sollen. Ihre Hauptprobleme sind die Unkenntnis des medizinisch-psychologischen Versorgungssystem, Angst vor staatlicher Hilfe und Psychiatrie sowie fehlende Sprachkenntnisse, um über sensible seelische Probleme sprechen zu können. Deshalb wurde zum 1. November 2007 neben der regulären kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz eine Migrationsambulanz für russischsprachige Patienten eröffnet. Dieses Projekt ist in Bayern einmalig. Die Leitung obliegt Chefarzt Dr. med. Dipl.-Psychologe Rudolf Winkler. Zum russischsprachigen Fachpersonal gehören Fr. Alfia Dietmayer, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie; Natalia Vasileva, Dipl.-Psychologin, und Nelli Löwen, Dipl.-Soz.-Pädagogin (FH). Für das Fachpersonal sind nicht nur die mitgebrachten Sprachkenntnisse wichtig, sondern auch die Kenntnis der russischen Mentalität und die kulturellen Besonderheiten der russischen Migranten. Durch die Migrationsambulanz haben russischsprachige Bürger die Möglichkeit, in vielen schwierigen Fragen Unterstützung für ihre Kinder zu erhalten. Der Fragenkatalog reicht von emotionalen und seelischen Problemen über Verhaltensprobleme, sprachliche und schulische Entwicklung bis hin zum aggressiven Verhalten, Drogen und Alkoholmissbrauch. Ziel ist es, mit der Migrationsambulanz russischsprachigen Menschen zu helfen und im weitesten Sinne zu ihren Integration in Deutschland beizutragen. Eventuell soll eine ähnliche Ambulanz auch für türkischsprachige Patienten entstehen.

Themen: Gesundheit, Jugend, Kinder, Migration