Weltladen Augsburg - für gerechten Handel

Preisträger Zukunftspreis 2018

Genuss und Gerechtigkeit verbinden – dass das geht, zeigt der Weltladen Augsburg seit fast 40 Jahren. Gegründet im Jahr 1980, hat sich der Weltladen als Fachgeschäft des Fairen Handels stetig weiterentwickelt. Das grundsätzliche Anliegen ist dabei unverändert: gerechte, partnerschaftliche Handelsbeziehungen auf Augenhöhe, die ein menschenwürdiges Auskommen für Produzentinnen und Produzenten in Ländern des Südens schaffen. Ziel ist ein fairer Welt-Handel, bei dem die Partnerschaft in Handelsbeziehungen auf Transparenz, Dialog und gegenseitigem Respekt basiert.

Der Weltladen Augsburg in der Weißen Gasse ist dabei das Herzstück der Weltladen GmbH Augsburg. Zur GmbH gehören noch Geschäfte in Bobingen, Dillingen und Friedberg sowie ein Großhandel mit Lager und Verwaltung am Hinteren Lech. Hauptgesellschafter ist der gemeinnützige Verein Werkstatt Solidarische Welt e.V. In den Weltläden engagieren sich rund 120 Freiwillige, die ehrenamtlich und mit viel Engagement als VerkäuferInnen arbeiten, sich an Aktionen beteiligen und die guten Ideen des Fairen Handels weitersagen. Ergänzend kümmern sich einige Angestellte um die Organisation, Verwaltung und Geschäftsführung. Die Ehrenamtlichen werden dabei umfassend eingearbeitet und betreut: Neben der eigentlichen Einarbeitung in den Ladendienst finden zum Beispiel monatliche Treffen des MitarbeiterInnenteams statt, wo Austausch und Information über Produkte, Aktionen und Hintergründe im Mittelpunkt stehen. Fortbildungen und Vorträge ergänzen die Qualifizierung. Auch die Anerkennung kommt nicht zu kurz – so regelmäßig beim sommerlichen Grillfest und beim Jahresessen im Frühjahr.

Neben dem gerechten Handel ist auch Bildung und Lobbyarbeit ein wichtiges Anliegen des Weltladens. Mit Vorträgen, Produzentenbesuchen, Aktionen im Ferienprogramm oder für Schulklassen informiert der Weltladen zu kritischem Konsum und Möglichkeiten, sich für eine gerechte Welt einzusetzen. Zu den Spezialitäten des Weltladens gehört der hausgeröstete Kaffee, der immer wieder bei Röstvorführungen Gelegenheit bietet, über globale Zusammenhänge zu informieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist faire Mode – denn nicht nur das Kleid muss passen, sondern auch die Bedingungen, unter denen es hergestellt wurde.

Die Welt zu verändern gelingt außerdem am besten im Kontakt mit anderen Gruppen und Organisationen. Der Weltladen ist deshalb gut vernetzt: In der Fair-Handels-Szene, dem Eine Welt Netzwerk Bayern e.V., der Lokalen Agenda, im Altstadtverein oder z.B. als Unterstützerin der Aktion „Refill Augsburg“.

Fair gehandelte Produkte sind ein Gewinn für alle Beteiligten. Die Produzentinnen und Produzenten profitieren von fairen Preisen, langfristigen Verträgen, Sozialstandards, Vorfinanzierungen, Aus- und Weiterbildungsangeboten, dem Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit und gezielter Förderung der Frauen – um nur die Wichtigsten zu nennen. Und die Kundinnen und Kunden erhalten qualitativ hochwertige Produkten aus nachhaltiger Produktion, wobei immer mehr Waren zudem aus ökologischem Anbau stammen.

Begründung der Jury Zukunftspreis
Eigentlich wundert man sich, warum „mein“ Preisträger, den ich heute vorstellen darf, den Zukunftspreis nicht schon in der Vergangenheit bekommen hat. Werden doch so offensichtlich etliche der Nachhaltigkeitskriterien klar erfüllt. Heute, wo sich weiterhin viele emotionale Diskussionen um die Themen Flüchtlinge, Grenzkontrollen und -schließungen drehen, richtet sich der Blick der Gesellschaft nun ganz langsam auch auf das Thema Fluchtursachenbekämpfung.

Unser Preisträger ist da schon sehr viel weiter. Bereits seit Anfang der 80er Jahre, also vor fast 40 Jahren, arbeitet das hauptsächlich ehrenamtliche Team daran, Menschen in Entwicklungsländern vor Ort ein auskömmlicheres Arbeitseinkommen zu ermöglichen. Fairer Handel ist das Schlagwort. Heute ist dieser Begriff ja dem ein oder anderen schon vertraut, vor 40 Jahren sah das wohl noch ganz anders aus. Lassen Sie mich dazu kurz aus dem Flyer des Preisträgers zitieren:

„Der Faire Handel ist für alle Seiten ein Gewinn: Als eine zeitgemäße Art der Entwicklungspartnerschaft setzt er nicht auf Almosen, sondern auf Qualität und Verbraucherbewusstsein. … Verantwortungsvoller Konsum fair gehandelter Produkte schafft für die Produzenten die Möglichkeit von ihrer Arbeit würdevoll zu leben - und bietet uns gleichzeitig den Genuss von hochwertigen … Produkten aus Ländern des Südens.“

Von einem kleinen Anfang bis heute ist der Preisträger massiv gewachsen. Mittlerweile engagieren sich regelmäßig über 120 Ehrenamtliche in quasi 5 Standorten in dieser jetzt hochaktuellen Form der Entwicklungshilfe. Für die Jury war schnell klar, dass hier eines der nachhaltigsten Projekte zur Auswahl steht. Es erfüllt Kriterien in allen Bereichen, also der ökologischen, der sozialen, der ökonomischen und der kulturellen Zukunftsfähigkeit. Sehr preiswürdig befanden wir aber nicht nur die Arbeit als solche, sondern auch das dauerhafte langjährige Engagement.

Lassen Sie mich aber nun mit einem weiteren kurzen Zitat aus dem Flyer schon zum Schluss kommen: „Jeder Einzelne kann ganz konkret jeden Tag etwas gegen Armut, Ungerechtigkeit und Unterernährung tun. Die Welt zu verändern beginnt schon bei einer Tasse Kaffee!“

Und zwar ganz im Speziellen hier im Weltladen Augsburg, einem der sechs Preisträger des diesjährigen Zukunftspreises.

Thomas Lis, Stadtrat

Themen: Eine Welt, Fairer Handel, BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung